Freitag, 30. November 2012

Microsofts Saugfähigkeit und der gelungene Kampagnenansatz rund um BrowserYouLovedToHate

Zu sagen, dass Microsofts Browser Internet Explorer ein Imageproblem hat, wäre untertrieben. Redmond hat schon eine Weile das Problem, dass die alte Übermacht im Browser-Markt von Firefox, Chrome & Co. untergraben wurde und da draußen User sind, die sich eher die Maushand abhacken als einen Internet Explorer installieren würden. 

Wie bei vielen Microsoft-Produkten gilt: Sie sind verbreitet, aber nicht beliebt. Und bei Browsern gab es gute, nein, sogar schlicht bessere Alternativen.

Was Microsoft jetzt aber mit der Kampagne rund um BrowserYouLovedToHate macht, ist wirklich ziemlich gut. Im neusten Spot geht es um einen klassischen Troll, der aus seinem Wohnkeller gegen den Internet Explorer 10 stänkert. Und unermüdlich im Namen der Menschheit (eher seiner eigenen Verbohrtheit, aber das mag aus seiner Perspektive anders aussehen) Negativ-Kommentare quer durch's Netz spammt. Bis, ja bis...




Das ist clever und witzig. Microsoft nimmt die Trolle auf die Schippe, stellt sich aber gleichzeitig auch der Erkenntnis, dass der IE bei vielen ungefähr so beliebt ist wie Steuerprüfer. Und dass es ein hartes Stück Arbeit darstellt, sich aus diesem Image-Loch rauszugraben.

Mittwoch, 28. November 2012

Unzüchtige Ellenbogen Oder Facebooks Zensoren müssen dringend mal kalt duschen

Das Bild des Nerds, es hat sich gewandelt. Auch dank den Erfolgen der Internet-Unternehmer, der Gründer, der Schrauber und Bastler. Nerd ist noch nicht das neue Schwarz, aber zumindest einige Negativ-Klischees wie "So verklemmte Typen, für die Frauen unbekannte Wesen darstellen und menschliche Anatomie ein Mysterium ist" haben sich eigentlich erledigt. Denkt man. Und dann kommen Facebooks Kontrolleure an und löschen das Foto von einer Frau in der Badewanne. Weil man ihren Ellenbogen sieht. 

Ich mach' hier keine Witze, wir reden von folgendem Motiv:
Das Testbild von Theories of the Deep Understanding of Things, via DailyMail.

Der Grund für dieses Foto war ein Testlauf seitens Theories of The Deep Understanding of Things, die erkunden wollten, wie genau Facebook seine Richtlinien nimmt und was für die Kontrolleure in Blau schon zu anzüglich ist.

Und Facebooks Zensoren halten offensichtlich schon Ellenbogen für unzüchtig. Man mag ihnen empfehlen, mal wieder kalt zu duschen. Oder man könnte einen Algorithmus erstellen, ab wieviel Quadratzentimetern weiblicher Haut sie hormonelle Wallungen erleiden und darüber philosophieren, ob sie Mittags mit den Hardcore-Religionsgelehrten von gegenüber Essen gehen. Eine interessante Frage wäre auch, ob's als nächstes Add-On dann Profilbild- und Foto-Burkas gibt.

Donnerstag, 22. November 2012

Netzespresso: Der Soundtrack zur Fehlkommunikation

Was bei der Beschäftigung mit dem Internet und Medien, auch Kommunikationsformen generell immer wieder mal auffällt, ist das Auftreten von Fehlkommunikation, von Missverständnissen. Gerade durch Beschleunigung, Kanalreduktion oder geringere Verarbeitungstiefe kann deren Wahrscheinlichkeit steigen.

("Wie hat er das jetzt gemeint?")

Daher als Netzespresso für zwischendurch gewissermaßen den Soundtrack zur Fehlkommunikation: cdzas "History of Misheard Lyrics". Ein Medley von Liedtextverhörern.




Gewerkelt hat diesen Clip das professionelle Musiker-Kollektiv cdza. cdza widmet sich musikalischen Video-Experimenten, die dann webseitig vermarktet werden. Die bunte Truppe ist inzwischen beim 13. Clip angekommen und hat da schon einige sehenswerte Sachen abgeliefert. Das Thema als solches ist auch dadurch nullen-und-einsig, dass derartige Liedtextverhörer (Das Englische hat mit Mondegreen sogar einen eigenen Begriff dafür) durch das Internet zunehmen. Mehr dazu findet sich bei The Atlantic.

Sonntag, 18. November 2012

This is London - ein digitaler Reisebericht

Das hier wird jetzt etwas untypisch für Von Nullen und Einsen. Es ist eine kleine Fingerübung, ein begleitender Reisebericht meines London-Ausflugs. Ich bin beim besten Willen kein Reiseblogger, aber ich fand es als Testlauf interessant.


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Willkommen im digitalen London. Die Zugfahrt vom Flughafen in die Stadt begleitet einer von drei eigens für die Strecke geschaffenen Musik-Tracks. Der Espressivo-Remix von The Milk, angelegt auf die halbstündige Fahrzeit, vom Smartphone als Soundtrack zur vorbeiziehenden englischen Landschaft auf die Ohren geliefert. Einen der Tracks gibt es kostenlos dazu, wenn man die Express-Tickets online bucht. 

Ein Konzept, das bei der Deutschen Bahn kaum vorstellbar ist. Zu London wiederum passt es. Eine Stadt, die weitaus vernetzter und digitaler ist als ihre deutschen Vettern. So ziemlich zu allem lassen sich hier online Tickets bestellen. Und das ist kein "wir müssen’s halt auch anbieten", sondern der explizit empfohlene, meist mindestens zehn Prozent günstigere Weg.

Als Nahverkehrs-Ticket gibt es die elektronische Oyster-Card, mit der man bei Fahrten nur ein- und auschecken muss. Das sinnvollste Ticket wird dann automatisch abgerechnet. Kein Kartengefriemel, kein Aufwand. Das spart Zeit, Geld und Nerven. Und ist hier völlig normal. Die Vernetzung gehört zu Londons Alltag. Davon kann Deutschland sich noch einige dicke Scheiben abschneiden.


Das waren die Anstöße zu diesem Versuch – einem digitalen Reisebericht, bestehend aus Notizfragmenten, die ich während der Reise festhalte. Denn diese Form scheint passend zu London wie auch zu der Art, wie wir uns auf Reisen begeben. Wir recherchieren und buchen online. Kaufen Tickets vorab. Vor der Abreise habe ich mein Smartphone mit London-Apps bestückt, Offline-Kartenmaterial heruntergeladen, eine eigene Spotify-Playlist erstellt. (Meinen London-Soundtrack gibt es hier.)

Freitag, 16. November 2012

Googles AR-Projekt Ingress - Die ganze Welt ist ein Spiel

Google geht jetzt auch unter die Anbieter von Mobile Games. Und nach dem ersten Eindruck ist Ingress  mehr als nur ein kleines Spielchen. Denn was die hauseigenen Niantic Labs da gezaubert haben, will ein weltumspannendes AR-Game werden - hier für Alternate Reality, auch wenn Augmented Reality Teil des Ganzen ist. Der Globus als Spielball für zwei Fraktionen, die in der physischen Welt an bestimmten Orten mit dem Smartphone Missionen zu erfüllen haben. Eine fiktive Spielwelt, die der realen virtuell übergestülpt wird. 

So sieht der Trailer dazu aus:


In der Praxis bedeutet dass: Grundlage von Ingress ist eine Storyline, der zufolge transdimensionale Intelligenzen (schaut mich nicht so an, das ist Niantics Wortwahl, nicht meine) die Erde mit extraterrestrischer Energie fluten und an bestimmten Stellen Portalschnittstellen schaffen wollen. Spieler sind entweder dafür, den sogenannten Shapern dabei zu helfen oder sie aufzuhalten - spielen vulgo entweder aufseiten der Enlightened oder der Resistance.

Montag, 12. November 2012

Querverweis - "Facebooks Neusprech: Worte, die ihr nicht verwenden werdet"

Das hier mal als Querverweis: Drüben bei W&V Online habe ich was über die doppelplusungute Kommunikationskultur des Unternehmens Facebook geschrieben. Und warum sie an George Orwells Dystopie 1984 erinnert.

"Kritiker, die Facebook mit einem Überwachungsapparat vergleichen, erhalten neue Munition: Denn das soziale Netzwerk will nicht nur möglichst alles von uns wissen. Zumindest bei Entwicklern will Facebook auch bestimmen, wie sie kommunizieren, was sie sagen und was nicht."

Ich rede hier davon, dass die "Developer PR Guidelines" den Entwicklern vorschreiben, welche Begriffe und Formulierungen sie in Pressemitteilungen zu Integrationen und Apps verwenden dürfen und welche nicht. Und was für eine Geisteshaltung dahinter steht.
  
Hier geht's weiter mit "Facebooks Neusprech: Worte, die ihr nicht verwenden werdet".

Im weiteren Verlauf fallen dann auch Begriffe wie Big Brother, Ministerium für Wahrheit oder Gedankenpolizei.

Sonntag, 4. November 2012

Miriam Meckel und die magische Glastür - Unsere Faulheit ist schuld, nicht Google

Miriam Meckel, ihres Zeichens geschätzte Kommunikationsmanagement-Professorin, misstraut Google, Facebook & Co. Das stellt keine neue Erkenntnis dar. Bis zu diesem SZ-Artikel wußte ich aber nicht, dass sie auch automatischen Glastüren misstraut.

Denn das ist ihr Eingangs- wie Schlussbild in dem Text, der online "Wo im Internet die Freiheit endet" heißt und in Print "Links. Rechts. Halt. Zurück."


Die tut nichts, die geht nur auf. // Bildquelle: Mannie104, Used under CC-BY-SA.

Anschleichen will sie sich an Glastüren, ohne dass sie sich öffnen. Die Automatik überlisten. Wie eine Buchfigur von Roberto Bolano. Um zu beweisen, dass offene Türen nicht gottgegeben sind und um die Hand auf das trennende Glas zu legen. Den Sieg über die magische Technologie erringen.

Die Tür, die sich ohne unser direktes Zutun öffnet und schließt, ist ihr Bild für ihre Kritik an Google, Facebook und Apple, die uns Nutzern durch ihr Verhalten Freiheit nehmen würden. Denn im Netz gäbe es ja im Urzustand alles für jeden, immer und überall, vor allem viel Grenzenlosigkeit. Das ist ein Mythos und Unfug, aber dazu komme ich später.