Dienstag, 31. Januar 2012

Heveling und der digitale Graben – Sinnvolle Netzpolitikdebatten weiter Fehlanzeige

Den reichlich skurrilen Blut-und-Boden-Gastkommentar des CDU-Politikers Ansgar Heveling im Handelsblatt dürfte gestern so ziemlich jeder im Netz mitbekommen haben. An wem es vorbeiging: Der CDU-Mann erklärt darin den "digitalen Maoisten" den Krieg und ihren Untergang, sieht das Web 2.0 als "imaginäres Lebensgefühl einer verlorenen Generation" und glaubt ganz generell, dass das mit dem Internet wieder vorbeigeht, die Frage ist bloß, wie schädlich es vorher für die "realen Menschen" wird. Ganz nebenbei dichtet er noch das Motto der französischen Revolution auf Freiheit, Demokratie und Eigentum um.

So sehr es Getrolle des Handelsblatt war, das Ding online zu stellen und explizit mehr Kommentarmöglichkeiten einzuräumen als sonst – so klar waren auch die Gegenreaktionen: Viel Satire und Kopfschütteln auf Twitter, einige gute Artikel in Blogs und auf Mediensites. Und der unvermeidliche Hack von ansgar-heveling.de.

Nicht nur an Hevelings schrägem Text, auch an den Reaktionen zeigt sich deutlich: Wir haben noch immer einen tiefen digitalen Graben, über den hinweg so gut wie keine sinnvollen Netzpolitikdebatten möglich sind.

Sonntag, 29. Januar 2012

Nokias Zahlen: Lumia & Co. haben die Flammen auf der Ölplattform noch nicht gelöscht

Nokias Zahlen für das vierte Quartal und das Geschäftsjahr 2011 haben eines deutlich gezeigt: Die Feuer auf der "brennenden Ölplattform", die CEO Stephen Elop vergangenen Februar als Analogie für den Zustand des finnischen Telekommunikationskonzern wählte, sind noch lange nicht gelöscht.

Stattdessen gibt der Stützpfeiler namens Symbian noch rasanter nach, als Nokia dachte – mit über einer Milliarde Euro Verlust im Geschäftsjahr 2011 sacken die Finnen ordentlich ab. 2010 stand da noch ein Gewinn von 1,8 Milliarden. Verbunden mit saftigen 21 Prozent Umsatzeinbruch wird keiner widersprechen, wenn man sagt: Elop hat das Ruder keinesfalls zu früh rumgerissen, als er die Kooperation mit Microsoft einging.

Mittwoch, 25. Januar 2012

Von Lätta und Facebook-Marketing-Apps als Luftnummer

Halbgare Facebook-Werbeidee für Halbfettmargarine: Es ist sicher nicht so, dass Social-Media-Marketing, Aktionen via Facebook-Apps und ähnliche Ideen nur heiße Luft sind. Da lassen sich auch sehr gehaltvolle Konzepte umsetzen. Bei der Halbfettmargarinemarke Lätta hat man sich passenderweise aber gegen ein solches entschieden. Stattdessen wird die neue "Lätta & luftig" über eine Gewinnspiel-Mitmachaktion beworben, bei der die Facebook-Fans eine Heißluftballonfahrt gewinnen können. Dazu müssen sie – hier kommt der Teil, bei dem die hoch hinaus strebenden kreativen Hirne in eine schwere Wolkenfront gerieten – an einem Fotowettbewerb teilnehmen.

Montag, 23. Januar 2012

Der SOPA-Protest war weit mehr als ein "PR Stunt" - aber durch ist das Thema noch nicht

Von wegen PR-Stunt, der keine Wirkung zeigt: Die Website-Blackouts von Wikipedia & Co. in der vergangenen Woche haben nicht nur viel Aufmerksamkeit auf sich und damit auf die umstrittenen US-Gesetzesvorhaben SOPA und PIPA (Stop Online Piracy Act sowie Protect Intellectual Property Act) gezogen. Der von Wikipedia, Google, Tech-Seiten, Blogs und vielen anderen Sites mitgemachte Blackout und die über ihn angestoßene Diskussion hat wohl auch SOPA und PIPA fürs erste das Licht ausgeknipst. Die politische Haltung hat sich in den USA jedenfalls sichtbar verändert, wie eine Grafik von Pro Publica zeigt:



Gleichwohl ist das Spiel um die Gesetze noch nicht vorbei, und auch die Evaluierung des Prozesses hinter den Vorhaben wie des Protests nicht. Was sich an Erkenntnissen festhalten lässt:

Montag, 16. Januar 2012

Hello, PC - Mit rudernden Armen Richtung Natural User Interfaces

Vor einigen Monaten haben viele noch gelacht, als der sprachgesteuerte Assistent Siri für Apples iPhone vorgestellt wurde. Was, ich soll mit meinem Handy reden? Jetzt, rund um die CES-Messe in Vegas, reden auf einmal ganz viele von Sprachsteuerung – und auch Gestensteuerung. Hersteller wie Samsung zeigen Fernseher, die sich via Sprachbefehl bedienen lassen. Microsoft bringt die Sprach- und Gestensteuerung Kinect von seiner Konsole Xbox auf PCs – für TV-Funktionen kommt sie via Xbox live auch voran.

We’re dragged screaming and kicking in the age of the Natural User Interface, sozusagen. Nur kann das Mit-Händen-und-Füßen-wehren auch aus einem simplen Schulterzucken bestehen. Marke 'Was soll ich damit?'

Was es also soll: Zunächst entfernen Natural User Interfaces Barrieren, reduzieren Komplexität (wenn sie so funktionieren, wie sie sollen, versteht sich.) Es ist ein simplerer, direkterer Weg der Interaktion. Es geht nicht darum, sich wie in Star Trek zu fühlen, sondern darum, Dinge einfacher zu gestalten.

Montag, 9. Januar 2012

Augmented-Reality-Kontaktlinsen, Berührbare Hologramme und mehr: Microsoft arbeitet an der Zukunft

Das muss man Microsoft lassen: Sie entwerfen nicht nur hübsch anzusehende Visionen, wie unser Alltag in Zukunft aussehen könnte, sie arbeiten auch hart daran, dass wir uns dorthin bewegen.

Microsoft Research schraubt an einer ganzen Reihe spannender Projekte, um die altbackene Realität zu erweitern: So arbeiten sie gemeinsam mit der University of Washington eifrig an den hier schon mal angerissenen Augmented-Reality-Kontaktlinsen. Während da immer noch die Pixelzahl und die Frage der Fokussierung auf der Netzhaut gelöst werden müssen, schaut es für die funktionale Kontaktlinse offenbar schon ganz gut aus: Eine Linse, die per Glukose-Sensor bei Diabetikern den Spiegel misst und die Info drahtlos überträgt. Die Anwendungsszenarien dahinter - auch für andere medizinische Bereiche - sind durchaus spannend.


Dienstag, 3. Januar 2012

Neujahr 2012: Ein paar gute Vorsätze für die Medienbranche

Nach den ganzen Jahresrückblicken vorher ist der Jahresbeginn ja klassischerweise ein Moment, in dem man nach vorne sieht und Vorsätze fasst. Da meine eigenen nur von begrenztem Interesse wären und ich eine Branche verfolge, die sich gerne mal mit Entscheidungen schwer tut, hier eine kleine Handreichung:

Gute Vorsätze für die Medienbranche 2012: